Radfahren auf der alten Zechenbahn Schleswig

Zwischen der Hermannshütte auf dem Gelände des heutigen Phoenix-Sees, den Zechen Schleswig und Holstein sowie dem Bahnhof Wickede-Asseln an der heutigen S-Bahn S4 führte einst eine Zechenbahn durch den Dortmunder Osten. Größtenteils entlang und auf der ehemaligen Bahntrasse ist ein Radweg entstanden.

In der folgenden Karte ist der knapp 8 km lange Radweg auf der Zechenbahn Schleswig markiert. Eingezeichnet sind außerdem Anschlüsse an andere Radwege wie dem Emscherweg am Phoenix-See.

Übersichtskarte Bahntrassenradweg auf der Zechenbahn Schleswig in Dortmund
Übersichtskarte Bahntrassenradweg auf der Zechenbahn Schleswig in Dortmund

Wegebeschaffenheit und Beschilderung

Der Weg führt auf ca. 7,5 Kilometern Länge vom Phoenixsee und vom Emschertal in die Vororte am Flughafen Dortmund. Einige Abschnitte haben eine wassergebundene Oberfläche. Zwischen Neuasseln und Wickede nutzt der Weg ruhige asphaltierte Wirtschaftswege neben der Bahntrasse. In Aplerbeck, Neuasseln und Brackel sind Abschnitte von ruhigen Wohnstraßen zu nutzen. Ein kurzer Abschnitt führt entlang der belebten Aplerbecker Straße.

Der Bahntrassenradweg ist nicht als expliziter Themenradweg beschildert. Er ist abschnittsweise Teil einer lokalen Radroute wie rund um Brackel.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Zechenbahn bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000) und Kompass Wanderkarte Ruhr* (2 x 1:35.000).

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Radeln für die Seele: Alte Bahntrassen* und Radgenuss Ruhrgebiet: Auf Traumtouren durch das Revier*.

Start am Phoenixsee Richtung Schüren

Am Emscherweg und vom Phoenixsee aus ist der Beginn der Tour nicht ganz einfach zu finden. Vom Aussichtspunkt Bellevue zunächst den Weinberg hinauf bis zur Straße Am Remberg. Hier rechts bis zur Brücke der B236 und direkt dahinter links

Gleisspuren im Gebüsch

Direkt an der Auffahrt der B236 Richtung Lünen führt ein Weg zum Bahntrassenradweg. Im kleinen Wäldchen hinter der Kurve verbergen sich noch einige Gleise im Unterholz. Noch heute hat die B236 einen Brückendurchlass, unter dem die Gleise von hier aus zur Bahnstrecke zur Westfalenhütte geführt wurden.

Zum Zeitpunkt der Radtour waren diese sogar noch auf dem Bahnübergang der Gaußstraße vorhanden.

Von Schüren nach Aplerbeck

Wir verlassen die Siedlungen und erreichen einige landwirtschaftliche Flächen. Die Strecke führt schnurgerade an einigen Feldern vorbei.

Rastplatz am Rande des Radweges kurz vor Aplerbeck
Rastplatz am Rande des Radweges kurz vor Aplerbeck

Das, was in der historischen Karte noch als „Irrenanstalt Aplerbeck“ mit einem Gleisanschluss an die Bahnstrecke angebunden war, ist heute eines der größten und bekanntesten Kliniken für Psychiatrie im Land Nordrhein-Westfalen – die LWL-Klinik Dortmund. Sie ist weit über die Stadtgrenzen bekannt. Das Hauptgelände liegt jenseits der Marsbruchstraße links von der ehemaligen Trasse. Einzelne Einrichtungen entdeckt man jedoch auch, wenn wir entlang der Allerstraße parallel zur ursprünglichen Eisenbahn durch das Wohngebiet fahren.

Nach Überquerung der Leni-Rommel-Straße passieren wir eine Kleingartenanlage und unterqueren die Bundesstraße B1, die hinter markanten Lärmschutzwänden versteckt ist. Die Bahntrasse verlief früher zwischen der Aplerbecker Straße und dem Schwarzen Weg durch den heutigen Grünstreifen. Im weiteren Verlauf steht ein Autohaus auf der Trasse. Wir folgen dem Schwarzen Weg, umrunden das Autohaus und müssen ein kurzes Stück auf der stark befahrenen Aplerbecker Straße überwinden. Doch schon hinter der Ampel haben wir das schlimmste überstanden.

Zeche und Halde Schleswig

Die Brücke, die wir beim Kreuzen der Straße links sehen, trug früher die Zechenbahn und Teile des Rangierbahnhofs der Zeche Schleswig. Das Bundesland Schleswig-Holstein weckt üblicherweise Urlaubsgefühle und Sehnsucht nach den Nordfriesischen Inseln oder der Ostsee. Doch Schleswig und Holstein sind manchmal näher als man denkt, denn zwischen Dortmund und Unna förderten zwei Bergwerke dieser Namen – die Zeche Schleswig und die Zeche Holstein. Unter der Regie des Hörder Bergwerks- und Hüttenvereins wurden in den Vororten Brackel und Asseln die Grubenfelder vereinigt zum Hörder Kohlenwerk. Im Jahr 1859 entstand dazu die Zeche Schleswig. 1877 begann die Förderung durch die Zeche Holstein, die östlich davon unweit der Westfälischen Eisenbahnstrecke errichtet wurde. Die Stilllegung der Zeche Schleswig fand im Jahr 1925 statt, die der Zeche Holstein drei Jahre später.

Gut zu erkennen ist die Lage der Zeche Schleswig und der benachbarten Kolonie Neuasseln in den 1930er Jahren in der folgenden Karte. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden. Interessant ist übrigens, dass die Zechensiedlung vollständig verschwunden ist.

Die Halde Schleswig ist nicht nur eine Bergehalde, sondern auch Deponie für Schlacke, Abfälle, Bauschutt und Bodenmaterial und beinhaltet durchaus auch toxische Substanzen. Eigentlich sollten die Abdichtung der Deponie, Rekultivierung und Ausgestaltung schon längst abgeschlossen sein und die Halde zum Teil für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Vor allem der bereits heute dicht bewachsene Südteil und angrenzende Flächen rings um die selbst etwa 30 ha große Deponie sind als 56 ha großes Landschaftsschutzgebiet „Westbrink – Halde Schleswig“ ausgewiesen. Der höchste Punkt liegt etwa auf 148 Metern über dem Meeresspiegel. Die Eröffnung verzögert sich allerdings noch bis auf weiteres.

Fernblick von Unna auf die rekultivierte Halde Schleswig im Sonnenaufgang (Februar 2014)

Fernblick von Unna auf die rekultivierte Halde Schleswig im Sonnenaufgang (Februar 2014)

Von Aplerbeck nach Asseln

Die Trasse hat die Aplerbecker Straße früher überquert und verlief fortan rechts davon weiter. Wir biegen ungefähr an der Stelle der alten Brücke, die heute nicht mehr existiert, rechts ab und fahren auf einem sehr schönen Streckenabschnitt durch die Felder. Die alte Trasse verläuft links von uns als hoher Damm. Hier sind verschiedene Bäume gepflanzt, auch Obstbäume, die sich fast bis zu unserem Ziel ziehen werden und den Radweg zu einer Halballee machen.

Radweg neben dem Bahndamm der Zechenbahn in Dortmund-Asseln
Radweg neben dem Bahndamm der Zechenbahn in Dortmund-Asseln
Die ehemalige Bahntrasse ist heute bepflanzt von Bäumen und macht den Radweg zur Halballee
Die ehemalige Bahntrasse ist heute bepflanzt von Bäumen und macht den Radweg zur Halballee

Von der Buddinkstraße hat man zwischenzeitlich einen sehr schönen Fernblick nach Norden und kann dort u.a. das Lanstroper Ei, die Halde Großes Holz mit dem Kraftwerk Bergkamen sowie besagte Halde Schleswig sehen. In der Gegenrichtung können mit etwas Glück startende oder landende Flugzeuge des Dortmunder Flughafens beobachtet werden.

Die Baumreihe auf dem Bahndamm setzt sich bis zum Ortseingang von Asseln fort. Besonders auffällig ist, dass die Vorgärten zu den Häusern groß sind. Hier führte einst die Bahnstrecke zwischen Straße und den heutigen Häusern. Sie sind allerdings erst spät entstanden und dürften, wenn überhaupt, nicht viel von der Bahnstrecke erlebt haben.

Radweg neben der ehemaligen Bahnstrecke kurz vor Asseln
Radweg neben der ehemaligen Bahnstrecke kurz vor Asseln

Zeche Holstein

Besonders markant ist ein Straßenstern mit sieben abzweigenden Wegen. Glücklicherweise herrscht hier aber nicht viel Verkehr. Hier führte ehemals die Zechenbahn über den Briefsweg. Im Bild sichtbar sind von links nach rechts die vier Straßen Auf dem Bleck, Briefsweg, An den Rühlen und die Buddinkstraße, auf der wir neben der ehemaligen Trasse hergekommen sind. Im Rücken des Betrachters sind es zwei weitere Wege sowie links der Radweg auf der ehemaligen Bahnstrecke. Ich habe markiert, wo in Etwa die Schienen über die Straße verlaufen sind.

Ehemaliger Bahnhübergang am Briefsweg in Dortmund
Ehemaliger Bahnhübergang am Briefsweg in Dortmund (Schienen illustrativ ergänzt)

Fahren wir weiter, kommen wir auf das Gelände der ehemaligen Zeche Holstein. 1877 begann die Förderung durch die Zeche Holstein, die östlich der Zeche Schleswig errichtet wurde. Im Jahr 1885 wurde unsere Bahhnstrecke zur Hermannshütte um weitere 2,7 km verlängert zur Zeche Holstein mit Anschluss an den Bahnhof Wickede-Asseln. Beide Zechen waren neben der Güterbahn auch unter Tage miteinander verbunden. Die Stilllegung der Zeche Holstein war 1928. Von der Zeche Holstein sind beispielsweise das alte Torhaus mit der Markenstube und die Kaue erhalten. Die Siedlung Am Knie ist ebenso auf die Zeche zurückzuführen wie die Kolonie Holstein.

In der folgenden Abbildung ist die Zeche Holstein abgebildet. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden. Ein kleiner Versatz zwischen den Abbildungen ist leider nicht vermeidbar gewesen:

Die Bahntrasse führte zwischen zwei Bergehalden vorbei zum Bahnhof Wickede-Asseln. Auf dem Gelände der alten Halden Holstein westlich des Sportplatzes ist heute Brachland, teilweise ist es eingezäunt. Am Wegesrand kann man einige kleine Details erkennen wie die Betonreste alter Laderampen an der Bahnstrecke.

Anschluss an die Westfälische Bahn

Kurz hinter der Zeche Holstein endete die Bahnstrecke von der Hermannshütte kommend an der Westfälischen Eisenbahn von Welver nach Dortmund, der heutigen S-Bahn-Strecke zwischen Unna-Königsborn und Dortmund-Stadthaus. Hier gab es mit dem Bahnhof Wickede-Asseln einen richtigen kleinen Personen- und Güterbahnhof.

Das folgende Luftbild zeigt links den ehemaligen Bahnhof Wickede-Asseln mit dem Empfangsgebäude. Es wurde abgerissen. Der Bahnhof existiert heute an dieser Stelle nicht mehr. Dafür findet man östlich den Haltepunkt Dortmund-Wickede West und westlich den Haltepunkt Asseln-Mitte. Im rechten Bildteil ist der Abzweig der alten Güterbahn, auf der wir gefahren sind, zu erkennen. Der Blick geht nach Osten, die Strecke zweigt nach unten rechts ab. Das Haus im letzten Foto oben mit dem Schiefer-Giebel, dem hölzernen Gartenzaun und dem Bauerngarten dahinter lässt sich auch im Luftbild unten wiederfinden. Es liegt dort direkt oberhalb des kleinen Bahnübergangs am unteren Bildrand.

Die Straße entlang der ehemaligen Bahnstrecke endet am S-Bahn-Haltepunkt Dortmund-Wickede West. Hier endet auch unsere Bahntrassenradtour vom Phoenix-See. Auf der alten Hellweg-Route gelangt man zur Halde Massen, weiter nach Unna und kann beispielsweise über Holzwickede auf dem Emscherweg zurück zum Phoenix-See fahren. Oder einfach auf der Bahntrasse auf schnellster Verbindung wieder zurück.

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten:
51°29’28.73″N, 7°30’59.40″E – Bellevue am Phoenixsee (Weinberg)
51°29’39.31″N, 7°31’34.20″E – Beginn des Bahntrassenweges Am Remberg / B236
51°30’13.54″N, 7°32’25.84″E – Rastplatz am Wegesrand
51°31’28.50″N, 7°35’28.94″E – Straßenstern am Bahnübergang Briefsweg
51°31’45.38″N, 7°36’21.29″E – S-Bahn-Haltepunkt Wickede West
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z. B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
397009 m, 5705506 m – Bellevue am Phoenixsee (Weinberg)
397686 m, 5705819 m – Beginn des Bahntrassenweges Am Remberg / B236
398703 m, 5706857 m – Rastplatz am Wegesrand
402278 m, 5709103 m – Straßenstern am Bahnübergang Briefsweg
403296 m, 5709605 m – S-Bahn-Haltepunkt Wickede West

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.

Die Bahnstrecke bei Bahntrassenradeln.de: www.achim-bartoschek.de (hier allerdings ab Dortmund-Tierpark beschrieben).